Deutschland, Autoland. Dafür haben die Herren Benz, Daimler, Maybach und Co. mit ihren Erfindungen den Grundstein gelegt. Ihrer und der bis ins Elektro-Zeitalter reichenden Geschichte des Automobils kann man in einigen Städten bestens nachspüren …

Wolfsburg: Alles Auto, oder was?

Wolfsburg: Autostadt Wolfsburg: Autostadt ©DZT (Francesco Carovillano)

Kunstmuseum, Renaissanceschloss, das von Zaha Hadid entworfene Vorzeige-Science-Center phaeno und einiges mehr: Wolfsburg nur auf VW zu reduzieren, greift zu kurz. Dennoch ist Europas größter Autobauer in der jungen, niedersächsischen Stadt am Mittellandkanal omnipräsent. Und sogar für die mit Abstand größte Besucherattraktion verantwortlich: die 28 Hektar große Autostadt. Neben Käufern eines Neuwagens, der effektvoll aus einem der 48 Meter hohen Glastürme herunterschwebt, sind in dem weltweit einmaligen Themen- und Erlebnispark rund um die Mobilität auch externe Besucher willkommen. Zu den Must-Sees zählen das Zeithaus mit 135 Jahren Automobilgeschichte, ein Geländeparcours, ein Fahrsimulator, eine Mega-Wasserfontänenshow sowie mehrere Markenpavillons, die Modelle der Konzernmarken ausstellen, darunter Audi. An dessen Stammsitz in Ingolstadt lockt im Übrigen auch die Werksführung-Museum-Erlebniswelt, das wenn auch deutlich kleinere Audi Forum.

Stuttgart: Ein Kessel Buntes

Stuttgart: Ausstellung im Porsche Museum Stuttgart: Ausstellung im Porsche Museum ©DZT (Francesco Carovillano)

Wer hat’s erfunden? Überdurchschnittlich oft lautet die Antwort: ein kluger Kopf aus Stuttgart! Die Erfinder des Leitz-Ordners, Solariums oder ersten seriell gefertigten BHs, sie alle stammen aus dem Neckar-Kessel oder dem Umland. So auch Carl Benz, Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach – die führenden Wegbereiter des Automobils. Wie diese Erfolgsgeschichte Ende des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und wie die Geschicke der Drei zusammenhängen, erzählt das architektonisch aufregende Mercedes-Benz-Museum. Unter den mehr als 1.500 Ausstellungsstücken des größten Automobilmuseums Deutschlands befinden sich 160 Fahrzeuge, etwa das Papamobil von Johannes Paul II. und die legendären Silberpfeile. Um schnelle Wagen geht es auch im wenn auch kleineren, aber nicht minder sehenswerten Porsche-Museum. Für alle, die nicht nur von Oldtimern träumen, sondern dies am liebsten in deren unmittelbarer Nähe tun, statten am besten der Motorworld Stuttgart einen Besuch ab, eine Art „Disneyland für Autofans“. Noch so eine Top-Erfindung aus Stuttgart!

Zwickau: 115 Jahre Automobilgeschichte

Zwickau: August Horch Museum, Trabant Zwickau: August Horch Museum, Trabant ©Kultour Z.GmbH (mattrose.de)

Im „Autoland Sachsen“ traten Frontantrieb und Linkslenkung ihren Siegeszug an. Und auch heutzutage arbeiten Zigtausende Beschäftigte an der Zukunft der Mobilität, sei es in Dresden, Leipzig, Chemnitz oder Zwickau, das wie kaum eine andere deutsche Stadt den Fahrzeugbau in den vergangenen 115 Jahren geprägt hat. Wer da was verpasst hat – Stichwort Trabant-Produktion und Elektromobilität –, absolviert einen Crashkurs im August Horch Museum. Das befindet sich exakt an der Stelle, an der die Audi-Vorgängerfirma August Horch & Cie. gegründet wurde. Genau ein Jahrhundert früher erblickte eine andere große Persönlichkeit in der an Persönlichkeiten und Gebäuden reichen Stadt (Ratsschulbibliothek, Priesterhäuser, Dom) das Licht der Welt: Robert Schumann, der Star-Komponist der Romantik. Folgerichtig, dass das Konservatorium, an dem schon viele Talente ihre Karriere begannen, nach ihm benannt ist. Durchstarten im herkömmlichen Sinne heißt es am geschichtsträchtigen „Sachsenring“. Jedes Jahr pilgern bis zu 200.000 Besucher hierher, um Motorrad-Profis bei ihrem Kampf um den WM-Titel anzufeuern.

München: Bewegende Auto-Einblicke

München: BMW Welt München: BMW Welt ©DZT (Saskia Wehler Photography)

Der Autobauer BMW verspricht Freude am Fahren, die Erbauer der BMW Welt hatten offensichtlich Freude am Gestalten. Das 2007 neben der Firmenzentrale eröffnete futuristische Gebäude ist so hoch wie das Pantheon in Rom und hat ein Dach, das glatt den Markusplatz in Venedig überspannen könnte. Spannend auch, was unter der Haube schlummert: ein Hybrid aus Event-Location, Auslieferungsstätte für Neuwagen und Ausstellungsraum für mehrere BMW-Marken, von Mini bis Rolls-Royce. Mit dem Junior Campus gibt es sogar einen eigenen Erlebnisbereich für 7- bis 13-Jährige. Erleben lässt sich auch im Olympiapark gegenüber viel, sei es auf dem Fernsehturm oder in der Olympiaschwimmhalle. Wer lieber tiefer in die Verkehrsgeschichte eintauchen will, besucht das Verkehrszentrum oberhalb der Oktoberfest-Location Theresienwiese. Unter dem Motto „Was uns bewegt“ zeigt die Außenstelle des Deutschen Museums auf 12.000 Quadratmetern zahlreiche Fahrzeuge, darunter auch den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, das erste moderne Automobil aus dem Jahr 1886.