Familie und Museum, das ist nicht immer ein Selbstläufer – wohl aber in Einrichtungen, die sich thematisch und didaktisch explizit an Kinder wenden. Und manche sind dabei so gut, dass die Kids am liebsten gar nicht mehr nach Hause wollen.

Deutsches Hygiene-Museum Dresden: Sinn-Volles für alle Generationen

Deutsches Hygiene Museum Deutsches Hygiene Museum ©David Brandt

„Eine Reise in den Körper“, so lautet das Motto des 1912 gegründeten Deutschen Hygiene-Museums in Dresden, das sich mittlerweile etwas zeitgemäßer als „Universalmuseum vom Menschen“ bezeichnet. Das weltberühmte Körpermodell „Gläserne Frau“ von 1936 ist aber immer noch up to date – und zugleich nur eine von zahllosen Möglichkeiten, sich darüber zu informieren, was den Menschen im Innersten zusammenhält. Auf unterhaltsame Weise behandelt die Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“ in sieben Räumen Themen von Aids bis Ernährung und von Sexualität bis zum Sterben. Das ist auch für junge Besucher interessant (vor allem im Rahmen spezieller Kinderführungen), aber viel spannender dürften sie das für Fünf- bis Zwölfjährige konzipierte Kinder-Museum „Welt der Sinne“ im Untergeschoss finden. Auf gut 500 Quadratmetern können sie sich durch Spiegelkabinette tasten, Fußbodenklavier spielen, Geräusche-Memory ausprobieren und Fischen bei ihren elektrischen Signalen im Aquarium lauschen. Ferner ermöglichen XXL-Modelle Einblicke ins Innere von Auge, Ohr und Nase, auf die Zunge und unter die Haut. Der menschliche Körper steht also auch hier im Fokus und wie er sich mit allen Sinnen erforschen lässt.


Miniatur Wunderland Hamburg: Bahn frei für die weltgrößte Modelleisenbahn

Hamburg: Kinder im Miniatur Wunderland Hamburg: Kinder im Miniatur Wunderland ©DZT (Francesco Carovillano)

Wie klein doch die Welt sein kann! Da liegt Hamburg direkt gegenüber von Amerika und zu den Fjorden und Fjellen Skandinaviens sind es nur wenige Schritte. Quasi ums Eck befindet sich dann der landschaftlich wohl spektakulärste Anlagenabschnitt: die Schweizer Alpen, die sich mit dem fast sechs Meter hohen Matterhorn sogar über zwei Etagen erstrecken. Das Beste: Überall bewegt sich etwas, blinkt, schwimmt, gondelt, tutet. Vor allem dampft, keucht, zischt und quietscht es. Schließlich fahren mehr als 1.100 Züge im Maßstab 1:87 durch die Länder und Landschaften. Wow! Besonders stark wuselt es übrigens in der Kleinstadt Knuffingen – dank Flughafen, liebevoll drapierten 10.000 Einwohnern und 115 selbstfahrenden Autos. Doch auch hier ist wie im gesamten Miniatur Wunderland die Bahn König. Insgesamt 16 Gleis-Kilometer machen das Gips-Imperium, welches in einem ehrwürdigen Gebäude in der historischen Speicherstadt beheimatet ist, zur weltgrößten Modelleisenbahnanlage. Und zu einer vor allem bei Familien beliebten Top-Sehenswürdigkeit. Angesichts von jährlich rund 1,4 Millionen Besuchern ist insbesondere am Wochenende und in den Ferien eine Ticketreservierung dringend anzuraten. Ebenso ein Wiederholungsbesuch, schließlich wird die über 1.500 Quadratmeter große Modellfläche ständig mit neuen Welten erweitert …


Freilichtmuseum Kommern: Raus ins Museum

Mechernich: Baugruppe Eifel des LVR-Freilichtmuseums Kommern Mechernich: Baugruppe Eifel des LVR-Freilichtmuseums Kommern ©LVR-Freilichtmuseum Kommern (Hans-Theo Gerhards)

Freilichtmuseen sind die ideale Kombination aus Wissensvermittlung, Bewegung und Draußensein und allein deshalb bei Familien mit bewegungsfreudigem Nachwuchs besonders beliebt, erst recht bei sommerlichen Temperaturen. Das Freilichtmuseum Kommern punktet zudem mit seiner Größe, an die europaweit nur wenige andere Freilichtmuseen rankommen. Auf dem 110 Hektar großen Gelände finden sich 79 historische Gebäude aus dem Westerwald, der Eifel, dem Bergischen Land und vom Niederrhein. Bauernhöfe, Wind- und Wassermühlen, Werkstätten, Schul- und Backhaus, Tanzsaal und Kapelle sind eingebettet in Äcker, Bauerngärten und Obstwiesen. Da macht Wandern Laune. Besucher können aber nicht nur über die „Hardware“ staunen, sondern – und damit werden vor allem Kinder gecatcht – auch mit allen Sinnen erleben, wie früher im Rheinland und der Nordeifel gelebt und gearbeitet wurde. Neben der Dauerausstellung „Wir Rheinländer“ gelingt das über einen bunten Reigen von Events und Workshops à la Brot backen und Filzen für Kinder. Ferner ziehen unter dem Motto „Gespielte Geschichte“ wechselnde Akteure übers Gelände, mal die Mausefallenkrämerin Regine, mal Ortsvorsteher Carl-Otto Poensgen, mal die Ordensschwester Clara Fey und andere. Wer einem jeden Tag über den Weg laufen kann, sind Pferde, Kühe, Schweine, Gänse, Hühner – ein tierisches Vergnügen.


Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof: Zeitreise mit Wow-Effekt

Gutach: Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach: Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof ©DZT (Leungmo)

Für viele Kinder ist eine Zeit ohne Internet, Smartphone, Autos und Zentralheizung heutzutage kaum vorstellbar. Und selbst ältere Erwachsene staunen beim Besuch des Schwarzwälder Freilichtmuseums in Gutach über die so ganz anderen Lebensverhältnisse der Urahnen. Dort beim Vogtsbauernhof bekommen Besucher in Gestalt von Bauernhäusern, Alltags- und Arbeitsgegenständen sowie Kleidungsstücken und alter Nutztierrassen, die zwischen Mühlen, Speichern und Backhäusern grasen, intensive Einblicke in das Landleben vor mehreren Jahrhunderten – spannend für Groß und Klein. Das gilt insbesondere für offene Werkstattangebote, die sich ganz speziell an Familien richten, und bestimmte Vorführungen altertümlicher Handwerksberufe. Per Museums-App lassen sich Mühlen- und Sägevorführungen auch unabhängig von den regulären Darbietungszeiten erleben, von den vier digitalen Rundgängen samt allerlei Informationen ganz zu schweigen. Jüngere Kinder werden sich indessen eher für andere Angebote interessieren: den Erlebnisspielplatz samt Kletterfelsen und Hängebrücke, das Waldlabyrinth für kleine Entdecker sowie die 2015 eröffnete Spieltenne im „Falkenhof“.