Natur & Aktiv
Pilgern: Entschleunigung, Meditation und Besinnung
Ganz gleich, ob Sie allein oder in der Gruppe unterwegs sein möchten: Pilgern trägt zur direkten Entschleunigung bei. Zu Fuß längere Entfernungen zurückzulegen und dabei im Einklang mit der Natur zu sein, hat einen fast meditativen Nebeneffekt. Die Tradition des Pilgerns geht zurück bis ins Mittelalter und war damals ausschließlich religiös motiviert.
Jeder findet seinen Weg
Es gibt viele gute Beschreibungen von Pilger-Routen, die dabei helfen, dass Sie die Gesamtstrecke sinnvoll einteilen und am Ende einer Tagesetappe immer in einer Unterkunft, einer Pension oder einem Hotel ankommen. Auch sehr große Entfernungen können so zurückgelegt werden. Zur Inspiration skizzieren wir hier einige von vielen Möglichkeiten:
Der Crescentia-Pilgerweg im bayerischen Allgäu
Insgesamt 90 Kilometer führen Sie auf dieser Route durch das hügelige Allgäu, wo verschiedene Stationen der Heiligen Crescentia von Kaufbeuren gedenken. Sie lebte von 1682 bis 1744. Auf diesem Pilgerweg können Sie die beeindruckende Allgäuer Landschaft erleben und bedeutende Kunstwerke und Orte der inneren Einkehr genießen. Der Crescentia-Pilgerweg beginnt in Kaufbeuren und führt über Irsee, Ottobeuren und Mindelheim wieder zurück nach Kaufbeuren. Besonders sehenswert sind das Kloster Ottobeuren sowie das Heilig-Kreuz-Kloster in Mindelheim. Wenn Sie diesen Pilgerweg komplett gehen möchten, sollten Sie vier Tage planen.
Allgäu: Erfrischung am Bergbach
©Getty (Büro Monaco)
Crescentia-Pilgerweg (Bayern)
Der Mosel-Camino Pilgerweg
Auf der Liste der Pilgerwege in Deutschland darf der Pilgerweg Mosel-Camino nicht fehlen. Er ist auch ein Teil des Jakobswegs, und als Kennzeichnung finden Sie deshalb beim Mosel-Camino Pilgerweg die gelbe Muschel. Beginnend in Lahnstein am Rhein wandern Sie über 156 Kilometer durch den Hunsrück sowie entlang der Mosel mit ihren steilen Weinbergen bis nach Trier. In Trier befindet sich unter anderem das einzige Apostel-Grab auf der Nordseite der Alpen, und zwar das, des Apostel Matthias. Ein Tipp: Sie können den Mosel-Camino Pilgerweg auch in Teilstücken gehen.
Rheinland-Pfalz: Wanderer auf dem Moselsteig
©Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (Dominik Kezt)
Mosel-Camino Pilgerweg (Rheinland-Pfalz)
Die Bonifatius-Route von Mainz nach Fulda
Die Bonifatius-Route ist ebenfalls ein beliebter Pilgerweg. Beginnend am Mainzer Dom erkunden Sie das Rheingau mit seinen Weinbergen, bewundern die Skyline von Frankfurt am Main oder Sie genießen das Fuldaer Land mit seinen Fachwerkhäusern. 182 Kilometer ist die Bonifatius-Route lang und endet direkt vor dem Dom von Fulda. Beeindruckend auf dieser Route ist auch die Natur: hier können Sie beim Pilgern die Spuren früherer vulkanischer Aktivität betrachten. Seinen Namen hat dieser Pilgerweg vom Wanderprediger Bonifatius, der etwa von 672 bis 754 gelebt haben soll. Er wurde verehrt als Apostel der Deutschen, nachdem er durch einen Raubmord getötet wurde. Auf dem heutigen Weg soll der Leichnam von Bonifatius von Hochheim am Main bis nach Fulda getragen worden sein.
Fulda: Stadtschloss Fulda am Abend
©DZT (Andrea Hitzemann)
Bonifatius-Route (Rheinland-Pfalz, Hessen)
Ökumenischer Pilgerweg durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Folgen Sie der historischen Handelsstraße „Via Regia“ auf dem ökumenischen Pilgerweg. Dort waren früher nicht nur Pilger, sondern auch Könige, Händler und Krieger unterwegs. Die Städte Görlitz, Leipzig, Erfurt und Vacha liegen auf der Strecke. Dieser 460 Kilometer lange Weg ist nicht in Etappen aufgeteilt, und so kann jeder Pilger seine eigene Route oder Teilstrecke selbst gestalten. Wenn man ihn ganz gehen möchte, sollte man drei bis vier Wochen planen. Dabei hilft ein Pilgerführer für diesen besonderen Weg, den man bestellen kann. Entlang des Weges gibt es insgesamt 120 Herbergen, wo Sie für eine Spende oder zum ermäßigten Preis bei privaten Anbietern wohnen können. In gut erreichbaren Abständen zwischen 20 bis 30 Kilometern findet man stets eine Unterkunft.
Görlitz: St. Peter und Paul mit Neissebrücke, Via Regia
©AdobeStock (Animaflora PicsStock)
Ökumenischer Pilgerweg (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)
Elisabethpfade: drei Wege führen nach Marburg
In der Tradition des Jakobsweges enden auch die Elisabethpfade in einer Kirche. Pilgern Sie von Frankfurt (130 Kilometer), Eisenach (193 Kilometer) oder von Köln (180 Kilometer) zur Grabkirche der Heiligen Elisabeth nach Marburg. Die beeindruckende Elisabethenkirche entstand 1235 nach dem Vorbild französischer Kathedralen. Auf gut ausgeschilderten Wanderwegen geht es dorthin durch eine Vielzahl an mittelalterlichen Orten und landschaftlich einzigartigen Mittelgebirgen. Einmal in Marburg, sollten Sie auch einen Besuch des mächtigen Stadtschlosses einplanen, unterhalb liegen die schönen historischen Altstadthäuser in verwinkelten Gassen. Auch die Ausgangsorte der Pilgerroute sind durchaus sehenswert – Eisenach mit der beeindruckenden Wartburg, Köln mit seinem imposanten Dom und Frankfurt die Bankenmetropole mit Altstadtflair.
Marburg: Das Landgrafenschloss trohnt über der Altstadt
©DZT (Francesco Carovillano)
Elisabethpfade (Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen)