Die Zukunft des Datenmanagements für den deutschen Incoming-Tourismus

Mit dem Livegang des Knowledge Graphen beginnt jetzt die wichtige Phase des Aufbaus neuer Geschäftsmodelle. Der digitale Gast in der digitalen Destination wird seine Reise besser informiert, komfortabler, erlebnisreicher und nachhaltiger gestalten können.

Das bisher größte Dateninfrastrukturprojekt des Deutschlandtourismus ist live! Zusammen mit allen Projektbeteiligten haben wir heute den DZT Knowledge Graphen in Betrieb genommen. In den vergangenen drei Jahren haben wir im Deutschlandtourismus durch eine intensive gemeinsame Zusammenarbeit das Projekt agil und zukunftsfähig aufgestellt. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinem Team und allen Partnern bedanken, den 16 Landestourismusorganisationen der Bundesländer, den Magic Cities, Amadeus, dem German Convention Bureau, Vertretern der Wissenschaft und weiteren touristischen Partnern.

Mein Dank gilt insbesondere auch den Finanziers des Projektes. Zuallererst dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie allen weiteren Förderern.

Mit dem Livegang des Knowledge Graphen beginnt jetzt die wichtige Phase des Aufbaus neuer Geschäftsmodelle. Der digitale Gast in der digitalen Destination wird seine Reise besser informiert, komfortabler, erlebnisreicher und nachhaltiger gestalten können.

Ich möchte den heutigen Launch des Knowledge Graphen zum Anlass nehmen, mit Ihnen einige Gedanken zum aktuellen Stand, zur Positionierung und den anstehenden Aufgaben zu teilen.


1. Strategische Verortung

Mit dem Projekt besetzt die DZT die Handlungsfelder der Datenstrategie der Bundesregierung: leistungsfähige und nachhaltige Datenstrukturen zu schaffen, eine innovative und verantwortungsbewusste Datennutzung zu gestalten sowie die Datenkompetenz zu erhöhen und eine Datenkultur zu etablieren. Das Projekt ist im Rahmen der Nationalen Tourismusstrategie der Bundesregierung ein wichtiger Baustein der digitalen Transformation, vor allem für die mittelständisch geprägte Tourismuswirtschaft in Deutschland.

Mit dem Knowledge Graphen haben wir das bisher größte Dateninfrastrukturprojekt für die Tourismusbranche erfolgreich auf den Weg gebracht. Der unternehmens-, länder- und branchenübergreifende Datenaustausch über ein solches System gilt bereits jetzt als Pionierleistung in der deutschen Volkswirtschaft. Damit senden wir zugleich ein starkes Signal für die Innovationsstärke unserer Branche.


2. Zentrale Herausforderungen

Digitale Touchpoints säumen bereits die gesamte Customer Journey – von der Inspiration via Virtual Reality, Recherche, Reiseplanung und Buchung mit Hilfe von Conversational Interfaces über die Reiseerlebnisse mit Traveler ID, digitaler Gästekarte oder realtime Besucherlenkung zum Abbau von Peaks in Hochsaisonzeiten. Digitale Analysen und das Profiling der Reisenden unterstützen wiederum die Entwicklung von Produktangeboten für künftige Reisen und die bedarfsgerechte Kapazitätsplanung – die Liste ließe sich heute schon weit fortsetzen. Die Zahl der Onlinebuchungen unserer internationalen Gäste ist in der letzten Dekade von knapp 70 auf fast 90 Prozent gestiegen – die Verknüpfung von Daten zu touristischen Angeboten mit digitalen Medien und Services ist heute mehr als je zuvor wettbewerbsentscheidend.

Die digitale Entwicklung verläuft in immer kürzeren Zyklen. Konnten sich beispielsweise Social Media-Kanäle, wie Facebook oder Instagram noch über Jahre entfalten, erreichen technologische Innovationen, wie ChatGPT von Open AI heute innerhalb weniger Wochen eine repräsentative Marktdurchdringung. Das erkennen auch Mitbewerber: Die Zahl der KI-gestützten Anwendungen, ob für Textverarbeitung, Generation von Bildmaterial oder kundenorientierte Services wächst stündlich.

Dabei reicht es nicht, KI wie ein Office-Programm zu installieren und arbeiten zu lassen. Wir müssen zumindest in Grundzügen die Funktionalität KI-gestützter Anwendungen, die zugrundeliegenden Algorithmen und die Lernmechanismen verstehen. Nur so können wir die Möglichkeiten der KI effizient nutzen.


3. Status 06/2023

Das Open Data-Projekt ist unsere Antwort auf die markt- und kundengetriebene Disruption des Reisemarktes weltweit. Es ermöglicht uns und unseren Partnern, das wirtschaftliche Potenzial touristischer Daten durch KI-basierte Anwendungen zu erschließen.

Dabei ist zu beachten, dass der Datenfluss wichtiger ist als der Datenkanal. Für den Nutzer ist entscheidend, dass ihn Daten erreichen, nicht auf welchen Wegen.

Mit dem strategischen Fokus auf Digitaltechnologie sichern wir die Konkurrenzfähigkeit des Reiselandes Deutschland im internationalen Wettbewerb.

Zum Going-live stehen im Knowledge Graphen allen Akteuren - globalen Vertriebsplattformen, aber auch touristischen Dienstleistern oder Startup-Unternehmen - mehr als 200.000 aktuelle Datensätze in hoher Qualität für den öffentlichen Datenabruf zur Verfügung. Darunter sind - Stand heute - 100.000 touristische Objekte (POIs, Touren, Events, Gastronomie, Hotels u.ä.) sowie weitere 100.000 Infrastrukturdaten. Als zentrale Datenbasis für den Deutschlandtourismus nutzt der Knowledge Graph touristische Daten aus allen 16 Bundesländern. Weitere Partner im Projekt sind z.B. die Magic Cities, Amadeus, das German Convention Bureau sowie Vertreter der Wissenschaft.

Die bisher geschaffene technische Infrastruktur bietet vielen weiteren Partnern – Unternehmen und Organisationen über die Landestourismusorganisationen die Möglichkeit der nahtlosen Anbindung ihrer Datenreservoirs an den Knowledge Graphen.


4. Chancen heute

Ein ganz wesentliches Asset des Knowledge Graphen ist es, Daten nicht nur zu sammeln, sondern strukturiert, lizensiert, verknüpft und angereichert zugänglich zu machen. Auf Basis dieser neuen Datenqualität, die allen Marktteilnehmern zur Verfügung steht, werden auch weniger bekannte touristische Angebote von KI-gestützten Anwendungen gefunden. Damit können mittelständische Unternehmen und Start-ups intelligente, kundenorientierte Services entwickeln und im Markt platzieren.

Der Knowledge Graph ist die Basis für innovative KI-gestützte Anwendungen. So können KI-gestützte Anwendungen Besucherströme analysieren, prognostizieren und steuern. Damit werden zum Beispiel Staus vermieden, touristische Hotspots in Peakzeiten entlastet, sensible Naturräume geschont und eine bessere Aufenthaltsqualität erzielt.

Mit Hilfe offener, semantisch ausgezeichneter Daten können wir die Lernfähigkeit von Sprachassistenten beschleunigen. Die Zahl der Sprachassistenten steigt jetzt schon exponentiell, vom Navigationssystem im Auto bis zum lernenden Chatbot in Servicehotlines werden Conversational Interfaces in immer mehr Lebensbereichen ganz selbstverständlich.

Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Durch den demografischen Wandel dürfte sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen. Wenn KI-gesteuerte Systeme 24/7 Routinetätigkeiten übernehmen, können qualifizierte Arbeitskräfte verstärkt für spezielle und komplexe Aufgaben eingesetzt werden.


5. Open Data ist ein gemeinsames Anliegen

Zum Going-live präsentiert sich der Knowledge Graph als föderales Projekt, koordiniert durch die DZT und getragen von allen Bundesländern. Dieses Committment haben anlässlich des Going-live die Geschäftsführer der 16 Landestourismusorganisationen nochmals bestätigt.

Andreas Braun, Geschäftsführer Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg

Die rasanten Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz haben uns allen gezeigt, wie schnell der technologische Wandel voranschreitet und unseren Alltag verändert. KI-Anwendungen sind aber auch ein weiteres Beispiel für die Relevanz von Digitalisierung und strukturierten Daten in unserer Branche. Tourismusorganisationen sind auf allen Ebenen gefordert, sich mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen und den Anschluss nicht zu verpassen. Bei der TMBW bauen wir aktuell unser Engagement deutlich aus, richten ein eigenes Team für Datenmanagement & Digitalisierung ein und forcieren das Thema bei unseren Destinationen. Nach Jahren intensiver Vorbereitung ist der Start des Knowledge Graphen nun ein Meilenstein für den Tourismus in Deutschland.

Barbara Radomski, Geschäftsführerin Bayern Tourismus Marketing GmbH

Wir stehen vor einem fundamentalen Umbruch der bisherigen wirtschaftlichen Dynamiken und Modelle. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese Veränderung noch Jahre entfernt ist. Die Digitalisierung von Destinationen muss deshalb zu einer Haltung werden: angefangen vom Leistungsträger über die Touristinfos bis hin zur DMO. Richtig strukturierte Daten, Datenpflege, Tourist-Infos mit guter Ausstattung und Digital-Budget sind das Fundament der Zukunft. Dabei setzen wir auf eine bayernweite Open-Data-Strategie und unsere eigene technische Plattform, die BayernCloud Tourismus. Hierbei gilt: Das höchste Gut sind nicht viele Daten, sondern ein semantischer Datenpool, wie ihn der Knowledge Graph der DZT bietet. Denn nur Unternehmen und Destinationen, die rechtzeitig auf Open Data und auf KI setzen, werden die Gewinner von morgen sein.

Burkhard Kieker, Geschäftsführer visitBerlin Berlin Tourismus & Kongress GmbH

Der Knowledge Graph der DZT ist für Berlin von großer Bedeutung. Als Organisation, die den Aufbau eines touristischen städtischen Datenhubs vorantreibt, kennen wir die Bedeutung von Datenverfügbarkeit und -vernetzung. Strukturierte Daten, die mit dem Projekt zugänglich gemacht werden, spielen bei der Bereitstellung zugeschnittener Informationen für Reisende eine wichtige Rolle. visitBerlin erwartet, dass der Technologieeinsatz dem Gast ein Besseres vor Ort Erlebnis bieten wird.

Dieter Hütte, Geschäftsführer Tourismus Marketing Brandenburg GmbH

„Mit dem Knowledge Graph gibt es nun eine zentrale Datenquelle für alle touristischen Datensätze aus ganz Deutschland. Gemeinsam mit den Datenstandards, auf die sich der Tourismus erstmals geeinigt hat, bildet dies eine einheitliche Grundlage für einen freien Digitalmarkt. Nicht zuletzt bietet dies auch ein immenses Potenzial für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Aus Erfahrung wissen wir, dass strukturierte Daten eine wesentliche Grundlage für klare und verlässliche Informationen sind, die Nutzerinnen und Nutzer auch von Tools der KI erwarten. Gerne haben wir an den Prozessen mitgewirkt und unsere Expertise eingebracht. “

Oliver Rau Geschäftsführer der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH

„Die Digitalisierung ist aus dem Tourismus nicht mehr wegzudenken und Künstliche Intelligenz (KI) erweitert die Möglichkeiten der Digitalisierung in bislang unbekannte Dimensionen.

Die Verfügbarkeit von Open Data ermöglicht Reisenden und Touristikunternehmen eine personalisierte Reiseplanung und verbessert die Reiseerfahrung. Darüber hinaus trägt es zur Effizienzsteigerung in der Tourismusbranche bei. Wir stehen erst am Beginn einer äußerst spannenden Entwicklung, die es intensiv zu begleiten und, wo angemessen, auch umzusetzen gilt. Wohin die Reise letztlich geht, lässt sich derzeit noch nicht im Ansatz abschätzen, das zeigt das sich vor allem in dem sich rasant entwickelnden Potential von KI-Anwendungen.“

Michael Otremba, Geschäftsführer Hamburg Tourismus GmbH

„Unsere Welt befindet sich in einer Zeit von sich schnell verändernden Herausforderungen. Digitalisierung und KI sind die Gamechanger für effizientere Prozesse sowie die Art, wie wir arbeiten, Informationen erhalten oder weitergeben und wie wir leben. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, die riesigen Datenmengen zu verstehen und daraus Wissen abzuleiten. Am Ende geht es vor allen Dingen um den Kern unserer Leidenschaft: Als herausragende Gastgeber für Menschen da sein zu wollen, um ihnen wundervolle Momente zu bereiten.“

Herbert Lang, Leiter Hessen Tourismus, HA Hessen Agentur GmbH

„Für den hessischen Tourismus ist es von enormer Bedeutung, das zukunftsweisende Thema Künstliche Intelligenz aufzugreifen. Wir springen mit dem Content-Hub als Modul des Tourismus-Hub Hessen auf den Digitalisierungszug auf. Eine Aufbereitung der Daten ist dabei die Grundlage zur Förderung der Wertschöpfung im Land mit richtungsweisenden Digitalprojekten. Zusammen mit dem Content-Hub ist der Knowledge Graph ein wichtiger Kanal, um die hessischen Tourismusangebote international sichtbar zu machen.“

Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg Vorpommern e.V.

Die aktuelle KI-Diskussion zeigt, dass der Aufbau von Technologie und Wissen rund um OpenData im Rahmen des DZT-Projektes „Knowledgegraph“ in die richtige Richtung geht. Sie macht auch deutlich, dass wir erst am Anfang einer neuen Entwicklung stehen. Die Erkenntnisse aus dem digitalen MV-Großprojekt namens Modernisierungsprint belegen, dass neben den bereits viel diskutierten Nutzungsszenarien für den Gast ein großes Potenzial in solchen Systemen liegt, um den Herausforderungen der Branche wie beispielsweise dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. In den nächsten Jahren wollen wir mehr Leistungsträger*innen und Tourismuspartner*innen zur Nutzung dieser digitalen Möglichkeiten befähigen und sehen insbesondere große Potenziale im Bereich der Service-Automation.

Meike Zumbrock, Geschäftsführerin Tourismus Marketing Niedersachsen GmbH

Der Niedersachsen Hub verfügt schon jetzt über 12.000 offene Datensätze und die Menge steigt weiter kontinuierlich an. Die ersten Anwendungen sind online und greifen auf die Daten zu, u.a. NaturTrip Niedersachsen und UmweltNAVI Niedersachsen. Wir freuen uns, dass wir an der Entwicklung des Knowledge Graph in den letzten Jahren so intensiv mitarbeiten konnten und kontinuierlich strukturierte und qualitätsoptimierte Open Data-Inhalte aus dem Niedersachsen Hub bereitstellen können. Definitiv spannend sind die Entwicklungen rund um Open Data und ChatGPT: der strukturierte Datenkopf ohne menschliche Affinität macht die Relevanz der Bereitstellung einheitlich strukturierter und offener Inhalte mehr als deutlich.

Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin Tourismus NRW e.V.

Mit dem Knowledge Graphen der DZT verfügt der Deutschland-Tourismus ab jetzt über ein übergreifendes Datenmanagement-System. Das klingt schlichter als es ist, denn hinter dieser Kraftanstrengung steht der Change vom Content-Marketing zum Content-Management, der Aufbau einer kohärenten Daten-Infrastruktur für eine komplexe Akteur*Innen-Landschaft und die Chance, das, was wir aus den Ländern über unsere Destinationen vermitteln wollen, auch in Zukunft national und international zur Gestaltung bringen zu können. KI, das Miteinander von grüner und digitaler Transformation in einem smarten Tourismus – wir können nun gemeinsam agieren und die nächsten Schritte gehen.

Stefan Zindler, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Daten sind die Grundlage unseres Handelns auf allen Ebenen. Im Verbund mit Echtzeitdaten wollen wir zunehmend Wissen über unsere Gäste erlangen und sie für die effiziente Ansprache und gewinnbringende Services entlang der Customer Journey nutzen. Deshalb betrachten wir den Einsatz von KI als große Chancen für die Wissensgenerierung, die Vereinfachung von Workflows und letztlich für innovative Leistungen für Gäste. Das DZT Knowledge Graph-Projekt bietet uns eine Plattform, auf deren Grundlage wir diese Innovationen testen und Services anbieten können.

Birgit Grauvogel, Geschäftsführerin Tourismuszentrale Saarland GmbH

Mit dem Going-Live des Knowledge Graph wird ein neuer wichtiger Meilenstein erreicht: Global Player aber auch Start-Ups können die Daten nutzen um wertvolle Use-Cases zu schaffen. Dadurch können wir uns als Reiseland Saarland online sichtbarer machen, aber auch unsere Partner motivieren weiterhin ihre Daten zu pflegen, zu verbessern und offen zur Verfügung zu stellen. Vor allem der letzte Punkt ist für uns besonders wichtig, um den steigenden Anforderungen an digitalen Möglichkeiten, z.B.: in Form von KI Anwendungen, gerecht zu werden.

Veronika Hiebl, Geschäftsführerin Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH

„Der Tourismus unterliegt einem steten Wandel durch die digitale Transformation. Daten sind das Gold unserer Zeit und KI-Anwendungen dabei eine die Schlüsseltechnologie. Wir haben mit unserer landesweiten Digital-Architektur SaTourN (Sachsen Tourismus Netzwerk) gemeinsam mit unseren Destinationen in Sachsen die Voraussetzungen für modernes Datenmanagement geschaffen.

Der Knowledge Graph ist einer der wichtigsten Anwendungsfälle für SaTourN. Vom Go Live erhoffen wir uns einen großen Motivationsschub für die Datenpflege in unseren Regionen. Damit ist ein immenser Ansporn für unsere Partner gegeben, ihre Daten noch besser zu qualifizieren.

Wir erwarten dank des Knowledge Graphen einen Sogeffekt auf die Global Player, die mit bekannten und neuen Anwendungen auf Basis der offenen Daten Sachsen als Reiseziel für internationale Gäste noch sichtbarer machen.“

Dr. Robert Franke, Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

Mit dem Launch des Knowledge Graphen der DZT stellt sich Deutschland im Tourismusmarketing für die Zukunft auf und rückt die Interessen seiner Gäste in den Fokus. Sachsen-Anhalt ist Teil dieses Netzwerks: Mit unserem 2022 gelaunchten Open-Data-Portal SAiNT stellen wir strukturierte Daten aus Sachsen-Anhalt zur Verfügung. Doch SAiNT ist nicht nur bereit für KI-basierte Assistenten und digitales Besuchermanagement, sondern integriert perspektivisch wirtschaftliche Standortdaten und spricht damit eine noch breitere Zielgruppe an.

Bettina Bunge, Geschäftsführerin Tourismus Agentur Schleswig Holstein:

„Durch das Open Data-Projekt der DZT entsteht der Knowledge Graph, welcher Daten überregional standardisiert zusammenführt, auszeichnet, dynamisch verknüpft und bereitstellt. So wird die Datennutzung zukünftig auch für uns als Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein effizienter. Diese Graphdatenbank legt den Grundstein für die Entwicklung von Anwendungen für unsere Gäste und die Tourismusbranche insgesamt. Dies wird zu einem verbesserten Reiseerlebnis für alle führen. Nur gemeinschaftlich werden wir die rasante technische Entwicklung mitgestalten können und die Wettbewerbsfähigkeit des Reiselandes Deutschland, damit auch Schleswig-Holsteins, stärken.“

Christoph Gösel Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH

Die Zukunft des Tourismus in Thüringen ist zunehmend von der Digitalisierung geprägt. Die rasanten technischen Entwicklungen und das damit einhergehende veränderte Nutzungsverhalten erfordern ein Umdenken im Umgang mit touristischem Content. Daten werden permanent generiert, gespeichert, ausgewertet und zu neuen Informationen verknüpft.

Hierfür haben wir mit unserer Thüringer Content Architektur Tourismus (ThüCAT) einen ersten Schritt gemacht und so ist es für uns vollkommen logisch, unsere Erfahrungen und unser Wissen aktiv in das Knowledge Graph-Projekt einzubringen. Denn nur durch eine Vernetzung in diesem zentralen Baustein können wir gemeinsam den digitalen Tourismus voranbringen, die Vielfalt unseres Landes auf innovative Weise darstellen, Besuchern maßgeschneiderte, aktuelle Informationen bieten und so im weltweiten Wettbewerb bestehen.

Der Knowledge Graph wird das Tourismuserlebnis in Thüringen und im ganzen Bundesgebiet bereichern und zu einer nachhaltigen Entwicklung des Tourismus beitragen. Lassen Sie uns dieses Potenzial des digitalen Wandels nutzen und mittels innovativer Technologien Thüringen und alle anderen Bundesländer als attraktives Reiseziel positionieren.


6. Next Steps

Mir ist es persönlich außerordentlich wichtig, den heutigen Launch als Meilenstein, nicht jedoch als Endstation auf unserer digitalen Reise zu verstehen. Der technologische Sprung, der damit verbunden ist, ermöglicht immer mehr Content-basierte Dialoge mit dem Gast an immer weiteren Kontaktpunkten.

Entsprechend haben wir für die DZT bereits zentrale Aufgaben in den kommenden Wochen und Monaten definiert. Viele touristische Partner haben die Chancen und Herausforderungen des Projektes ebenfalls erkannt und planen konkrete Schritte.

Gern teile ich hier mit Ihnen einige der geplanten Initiativen rund um das weitere Datenmanagement:

Als DZT werden wir die Datendistribution durch den Auf- und Ausbau von Kontakten zu möglichen Datennutzern intensivieren.

Die Bahn plant ebenfalls Daten in den Knowledge-Graphen zu geben. Innerhalb der Customer Journey ist damit ein weiterer wichtiger Baustein gelegt. Somit adressieren wir klimafreundliche Mobilitätsangebote als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Gestaltung touristischer Angebote im Reiseland Deutschland.

Außerdem werden wir die Daten aus dem Knowledge Graphen nutzen, um beispielsweise unseren KI-gestützten Chatbot ‚Anja‘ auf www.germany.travel zu trainieren.


7. Ein Blick in die Zukunft

Der Knowledge Graph ermöglicht Innovationen, die weit über das Daily Business der Tourismusbranche hinausreichen. Damit wird auch die immer engere Verzahnung von touristischen Destinationen und dem Wirtschaftsstandort sichtbar – die Reiserouten der digitalen Nomaden in einer immer agileren und mobileren Arbeitswelt weisen hier bereits den Weg.

Wissenschaft und Forschung können auf der Grundlage offener Daten und der Interoperabilität des genutzten Datenmodells mit den touristischen Informationen Konzepte für das Besuchermanagement entwickeln und umsetzen. Aber auch die Konzeption der Smart Cities profitiert von diesen Daten. Heute schon sind wir auf verschiedenen Ebenen in einem intensiven Austausch. Diese Netzwerke werden immer engmaschiger und weiter gespannt. Ein zukünftiger engerer Dialog mit Vertretern der Wissenschaft aber auch zum Beispiel den IHKs ist notwendig, um Lehr- und Ausbildungspläne hiermit zu bestücken und Forschungsprojekte aufzusetzen.

Eine häufig gestellte Frage in diesem Zusammenhang ist das Thema Datensouveränität. Auch hier öffnet das Open Data-Projekt positive Perspektiven, denn die Destinationen und Leistungsträger der unterschiedlichen Ebenen verfügen über die eigenen Daten und Contents und können diese zum eigenen Nutzen selbstbestimmt einsetzen. Damit behält die touristische Organisation die Kontrolle über ihre eigenen Daten. Sie entscheidet, wie die Daten gesammelt, gespeichert, verarbeitet und genutzt werden. Dies ermöglicht eine größere Autonomie bei der Umsetzung von Services / Angeboten auf Basis der eigenen Daten oder der Sichtbarkeit für die eigenen Produkte und Leistungen.

Eng verbunden damit ist die Datenportabilität. Das heißt, mit einem eigenständigen Datenmanagement können Daten leichter zwischen verschiedenen Systemen, Plattformen oder Anwendungen übertragen werden. Die Destinationen haben die Möglichkeit, ihre Daten von einem Dienstleister oder Produkt-Anbieter zum anderen zu bewegen oder in anderen Bereichen, wie Smart City-Projekten einzusetzen, ohne dass es zu Einschränkungen oder Verlusten kommt. Dies ermöglicht eine Freiheit bei der Wahl von Dienstleistern und Distributionskanälen, die bestmögliche Nutzung der Daten in angrenzenden Bereichen und verhindert eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Anbietern. Wichtig ist vor allem aber auch eine Vernetzung zu den vielen europäischen Digitalprojekten wie zum Beispiel DATES (European Data Space for Tourism).

Technologische Innovationen im Datenmanagement gehen Hand in Hand mit Kriterien wie Datenschutz, Datensouveränität, Datenethik und Datenkultur. Das Going-live des Open Data-/Knowledge Graph-Projektes ist ein Meilenstein, um den internationalen Tourismus und damit das deutsche Incoming nachhaltig, wettbewerbsfähig und zukunftsorientiert zu gestalten.

Auch die Landestourismusorganisationen berichten über Projekte zur konkreten Nutzung des Knowledge Graphen, die im Laufe des Jahres realisiert werden sollen. Hier einige Beispiele unserer Projektpartner aus den Bundesländern:

Bayern:
Barbara Radomski, Geschäftsführerin Bayern Tourismus Marketing GmbH

„In Kürze werden wir beispielsweise auf viele Sensorik-Daten zugreifen können, die Echtzeitinformationen zu Auslastungen liefern und zukünftig Prognosen ermöglichen. Zudem arbeiten wir an spannenden Modulen, wie Wintersport und Veranstaltungen, um unseren Gästen die besten Informationen zu bieten. Zusätzlichen Mehrwert werden aber auch Services rund um die BayernCloud Tourismus wie Widgets, ein Websitebaukasten und eine eigene App liefern, welche eine optimale Nutzung der zur Verfügung gestellten Informationen ermöglichen.“

Baden-Württemberg:
Andreas Braun, Geschäftsführer Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg

„Wir prüfen derzeit den Einsatz von KI, um die Datenpflege in unserem Landessystem mein.toubiz zu vereinfachen und führen unser Schulungsangebot bestehend aus Fachseminaren zu rechtlichen Themen, Webinaren und Austauschrunden fort. Auf diese Weise versuchen wir, die Hürden so niedrig wie möglich zu halten, Ängste abzubauen und unsere Datenverantwortlichen zu motivieren, ihre Daten freizugeben. Dies wollen wir auch dadurch erreichen, dass wir relevante und aktuelle Themen in unserer Datenbank abbilden, Stichworte sind hier Mobilität, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit.“

Hessen
Herbert Lang, Leiter Hessen Tourismus, HA Hessen Agentur GmbH

„Unser Content-Hub als Teil des modular aufgebauten Tourismus-Hub Hessen – der zentralen Datenbank für alle nicht buchbaren touristischen Informationen der zehn hessischen Destinationen – wird in diesem Jahr ausgerollt. Die Technologie erlaubt es verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, tourismusrelevante Daten, wie zum Beispiel Inhalte zu Sehenswürdigkeiten (POIs), Orten oder gastronomische Einrichtungen zentral zu sammeln, zu verknüpfen und zugänglich zu machen. In den Content-Hub werden die Daten hessenweit gebündelt, entweder per Direkteingabe oder via Schnittstelle von einem bereits bestehenden Destinationsdatenbanksystem. Die graphbasierte Datenbank ermöglicht die Weiterleitung der Daten an den DZT-Knowledge Graphen.“

Niedersachsen
Meike Zumbrock, Geschäftsführerin Tourismus Marketing Niedersachsen GmbH

„Bei uns sollen weitere Datentöpfe angeschlossen werden (z.B. TOMAS für Gastgeber, Erlebnisse/Führungen), um den Datenbestand weiter auszubauen. Darüber hinaus halten wir weitere Kooperationen der Open Data-Inhalte aus dem Niedersachsen Hub über den Knowledge Graph mit nicht direkt tourismusbezogenen Datenbeständen für wünschenswert, wie z.B. Verkehrs- und Infrastrukturdaten, Geo-Daten in Echtzeit, ÖPNV-Fahrplan-Informationen, Verfügbarkeiten von Parkplätzen, POI-Auslastungen, Informationen zu Naturschutzgebieten, Wasserqualität und Pegelstände in Echtzeit, Luftqualität, etc. So kann sich der Knowledge Graph als zentrale Anlaufstelle für touristischen Open Data-Content in Deutschland etablieren, und viele sinnstiftende Anwendungen, die Gästen greifbaren Mehrwert bieten, entstehen.“

Nordrhein-Westfalen
Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin Tourismus NRW e.V.

„Wir wollen bis Ende des Jahres die Datenqualität der Daten im Data Hub NRW agil verbessern – zum einen durch die Integration der verabschiedeten Datenstandards der Open Data Tourism Alliance und zum anderen durch weiterentwickelte Qualitätskriterien. Durch Kooperationen mit Datennutzenden werden wir neue Anwendungsfälle erschließen und innovative Lösungen realisieren. Gleichzeitig wird das Thema Qualifizierung vorangetrieben, um ein umfassendes Data Mindset im Tourismusland Nordrhein-Westfalen zu fördern. Außerdem werden wir die Individualisierung und Erweiterung des touristischen Angebots um nachhaltige Reiseerlebnisse und Mobilitätsangebote inhaltlich weiterentwickeln.“

Sachsen
Veronika Hiebl, Geschäftsführerin Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH

„Um den Wissenstransfer und die Umsetzung zusammen mit den Pflegestellen in den sächsischen Regionen zu unterstützen, haben wir ein neues Wissensformat aufgelegt: die „Open Data Offensive“ mit unseren DMO. Ihre Premiere erlebte das zweistündige Webinar als gemeinsame Veranstaltung mit dem Tourismusverband Erzgebirge im Mai. Diese planen wir nun auch auf weitere unserer Regionen auszurollen.

Darüber hinaus arbeiten wir am Ausbau der stationären wie mobilen Uses Cases für unser System SaTourN. Seit Mai besitzt SaTourN, die landesweite Digital-Architektur für touristische Daten in Sachsen, weitere Ausgabekanäle der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH: Zwei digitale Informationsstelen sowie zahlreiche Displays im Hauptbahnhof Leipzig und in der renovierten Tourist-Information Leipzig bieten Reisenden Empfehlungen sowie Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, Angebote und Veranstaltungen für ihren Leipzig-Aufenthalt. Die Leipziger Daten laufen dabei über das System SaTourN in eine PWA, die sie auf den Bildschirmen der Stele und Displays in Deutsch und Englisch ausgibt.“

Thüringen
Christoph Gösel Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH

„Finanziert von der Thüringer Staatskanzlei haben wir insgesamt drei digitale Erlebniswelten zur Ausspielung Thüringer Ausflugstipps errichtet: in Weimar, auf der Wartburg und im Rahmen der BUGA Erfurt. Sie bewerben auf medial ansprechende Weise und über thematische Verbindungen die touristischen Knotenpunkte Thüringens mit Daten aus der ThüCat. Gäste sowie Einheimische sollen so für das Reiseland Thüringen begeistert und für den Besuch weiterer Orte im Freistaat animiert werden. Die Erfurter Erlebniswelt wird nach dem Einsatz auf dem BUGA-Gelände 2023 einen neuen Standort in Altenburg erhalten. Durch die modulare Bauweise der Ausstellung ist diese nachhaltige Nutzung möglich.“

International

In der Open Data Tourism Alliance (ODTA) intensiviert die DZT den grenzüberschreitenden Austausch zur Entwicklung weiterer gemeinsamer touristischer Datenstandards. Drei National Tourist Boards und 20 Partner auf föderaler Ebene sind schon dabei.

Die ODTA beschäftigt sich – auch mit den Erfahrungen aus unseren Use Cases – mit der Daten-Ontologie. So werden die für die touristische Praxis notwendigen Datenstandards kontinuierlich weiterentwickelt und durch die ODTA beim schema.org-Konsortium eingereicht.


8. Conclusio

Die Realisierung des Open Data-/Knowledge Graph-Projektes ist unter politischen, ökonomischen und technologischen Gesichtspunkten sowie mit Blick auf einen nachhaltigeren Tourismus von größter Bedeutung.

Mit dem jetzt erreichten Launch haben wir die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Jetzt kommt es darauf an, weiter Fahrt aufzunehmen – für die nachhaltige Stärkung unserer Position im internationalen Wettbewerb der Destinationen.