Städte & Kultur
Große Deutsche im Fokus: starke Charaktere
Ob Musiker, Wissenschaftler oder Erfinder: Manche Deutsche haben es zu Weltruhm gebracht. Und mitunter zu einem eigenen Museum, in dem ihr Leben und Schaffen präsentiert wird. Da lernen Besucher viele, durchaus auch weniger bekannte Facetten der berühmten Persönlichkeiten kennen.
Gutenberg-Museum Mainz: Weltmuseum der Druckkunst
Revolution – in Zusammenhang mit Johannes Gutenberg ist dieser Begriff wahrlich nicht übertrieben. Seine Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern um das Jahr 1450 veränderte radikal die weltweite Entwicklung der Medien- und Kulturgeschichte. Schließlich wurden erst so Wissen und Bildung für alle zugänglich. Geballtes Wissen über das Leben und Wirken des von US-Journalisten zum „Mann des Jahrtausends“ gewählten Mainzers und vier Jahrtausende Buch-, Druck- und Schriftkultur vermittelt das dortige Gutenberg-Museum gegenüber dem Dom. Dass es seit seiner Gründung 1900 international einen hervorragenden Ruf genießt, verwundert nicht. Von der Keilschrift bis zur modernen Typografie, vom „schönsten Buch der Renaissance“ bis zur „Columbia Press“ von 1824 zeigen die mehrere tausend Objekte umfassenden Dauer- und wechselnden Sonderausstellungen eine einmalige Bandbreite der „schwarzen Kunst“. Diese Faszination lässt sich bei innovativen Vermittlungsangeboten auch selbst erleben, etwa im Experimentierlabor „Druckladen“ oder bei Vorführungen in der rekonstruierten „Gutenberg-Werkstatt“. Keine Rekonstruktionen, sondern original sind zwei, in einem begehbaren Tresorraum befindliche Gutenberg-Bibeln, die als wichtigste und wertvollste Werke der Druckgeschichte erachtet werden.
Händel-Haus Halle: Musikalischer Meister, museales Meisterwerk
Halleluja, was für ein Künstler! Georg Friedrich Händel gilt nicht nur als einer der größten Musiker des Barock, sondern der gesamten Musikgeschichte – nicht zuletzt dank seines Oratoriums „Messiah“ mit eben jenem weltberühmten Halleluja-Chor. Berühmt ist auch sein aus dem Mittelalter stammendes Geburts- und Wohnhaus in Halle an der Saale, das seit Ende der 1940er Jahre als Musikmuseum fungiert. Richtig lohnenswert ist ein Besuch seit der Renovierung samt Umbau, die 2009 zum Jubiläum seines 250. Todestages umgesetzt wurden. Die auf 550 Quadratmetern dargebotene und mit internationalen Designpreisen gewürdigte Dauerausstellung widmet sich dem Leben und Wirken des Ausnahmekomponisten. Gezeigt werden rund 160 Exponate, zumeist originale Gemälde, Stiche und Musikinstrumente. Alles kommt sehr ästhetisch daher, zuweilen auch hochmodern – etwa das Miniatur-Barocktheater, auf dessen Bühne ein animierter Händel am Cembalo von acht seiner 42 Opern berichtet. Technisch raffiniert geht es weiter. In einer digitalen Simulation werden mehrere Porträts überlagert, eine eindrucksvolle Vermittlung der Veränderung von Händels Erscheinungsbildes und seiner Physiognomie. Im üppigen Jahresprogramm gesetzt sind zudem Konzerte im Kammermusiksaal, in der Bohlenstube aus dem 16. Jahrhundert sowie Instrumentenanspiele in der ansehnlichen Musikinstrumentenausstellung.
Goethe-Nationalmuseum Weimar: Zuhause beim Universalgenie
Die steinernen Stufen zu Goethes Wohnhaus am Frauenplan sind ausgetreten. Wie viele Menschen sie wohl schon hinaufstiegen? Damals, in den fast fünf Jahrzehnten, als der „Dichterfürst“ hier wohnte, in den Jahren danach und erst recht seit 1885, als das Haus zum Goethe-Nationalmuseum wurde? Seit einem Jahrhundert jedenfalls lenkt man die Besucher über den Seiteneingang – und das waren auf jeden Fall noch mehr: einige Millionen. Das große Interesse verwundert ebenso wenig wie die Aufnahme in das UNESCO-Welterbe „Klassisches Weimar“, schließlich handelt es sich um das bedeutendste Museum zur Präsentation und Erforschung von Leben und Werk des weltweit berühmtesten deutschen Dichters. Zu besichtigen sind die nach Kriegszerstörung 1945 wiederhergestellten Wohnräume, das rekonstruierte Arbeitszimmer, die Empfangs- und Kunstsammlungsräume sowie der Hausgarten. Überall finden sich original Einrichtungs- und Sammlungsgegenstände. Noch tiefere Einblicke ermöglicht die benachbarte, elf Räume umfassende Ausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“, die Johann Wolfgang von Goethes Vielschichtigkeit weit über sein literarisches Schaffen hinaus verdeutlicht. Das liegt neben der modernen Vermittlung an dem einzigartigen Fundus wertvoller kunst- und naturwissenschaftlicher Objekte aus Goethes Sammlungen, an Briefen und Tagebüchern sowie persönlichen Erinnerungsstücken.
Beethoven-Haus Bonn: Freude, schönes Musikmuseum
250 Jahre Ludwig van Beethoven: 2020 sollte eine einzige Geburtstagssause werden für den wohl bekanntesten Komponisten aller Zeiten – und berühmtesten Sohn der Stadt. Pandemiebedingt mussten die Bonner dann vieles verschieben, verändern, absagen. Doch wie gut, dass das vermutlich schönste Geburtstagsgeschenk bereits Ende 2019 überreicht wurde: das umgebaute und durch farbige Räume und mit in Szene gesetzten Ausstellungsmöbeln in frischem Glanz erstrahlende Beethoven-Haus. Zum Jubiläum ließ man sich nicht lumpen, die Räume des verwinkelten Hauses, in dem Klein-Ludwig die ersten fünf Jahre seines Lebens verbrachte, komplett neu zu gestalten und nicht mehr chronologisch, sondern thematisch auszurichten. Hinzugekommen sind zudem eine Schatzkammer mit Originalmanuskripten, ein Musikzimmer für regelmäßige Konzerte auf historischen Tasteninstrumenten sowie ein eigener Bereich für Wechselausstellungen. Kurz: Die weltgrößte und vielseitigste Beethoven-Sammlung, die neben Musikhandschriften, Notenblättern und Briefen viele Möbel und Gegenstände aus Beethovens Alltag (inklusive der wichtigen Hörrohre) umfasst, ist noch größer, emotionaler und dank Medienstationen und App-Guides noch viel moderner geworden.