Städte & Kultur

Museen, die man gesehen haben sollte

Nahezu unglaublich: In Deutschland gibt es rund 6800 Museen. Weltbekannte Häuser und versteckte Sammlungen, die von antiken Werken bis zum Retro-Computerspiel ebenso vielfältig sind. Eine Auswahl.

Berlin: Laser Parcours im Deutschen Spionagemuseum Berlin: Laser Parcours im Deutschen Spionagemuseum ©Deutsches Spionagemuseum

Ein Wirrwarr grüner Laserstrahlen durchzieht den Raum: Etwas Akrobatik ist schon gefragt, um den Parcours aus Lichtlinien im Berliner Spionagemuseum zu bestehen. Dafür fühlen Sie sich danach wie Tom Cruise im Agenten-Thriller „Mission Impossible“, der Ähnliches schaffen musste.

In anderen deutschen Museen kann man sich dagegen in Alte Meister oder moderne Fotografie vertiefen. Wieder andere dokumentieren die typisch deutsche Vielfalt an Bier oder Brot. Oder die Häuser entführen in die Geschichte von Technik, antiker Baukunst oder die Zeit der Dinos. Kurzum: Die Museumsvielfalt würde Stoff für eine jahrelange Kulturreise durch Deutschland hergeben.


Babylon im Pergamonmuseum

Berlin: Ischtar-Tor im Pergamonmuseum Berlin: Ischtar-Tor im Pergamonmuseum ©Staatliche Museen zu Berlin - Vorderasiatisches Museum, Foto (Olaf M. Teßmer)

Im Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel können Sie ein Jahrtausende altes Stadttor bewundern: das babylonische Ischtar-Tor, das bei deutschen Grabungen Ende des 19. Jahrhunderts freigelegt und in die deutsche Hauptstadt transportiert wurde. Als eines der bedeutendsten Museen der Kulturgeschichte überhaupt beheimatet es unter den Hunderttausenden an Objekten weitere Meisterwerke der Weltarchitektur, darunter das römische Markttor von Milet.


Logenplatz für Nofretete

Berlin: Kolonnadenhof und Neues Museum auf der Museumsinsel Berlin: Kolonnadenhof und Neues Museum auf der Museumsinsel ©Staatliche Museen zu Berlin (David von Becker)

Einmal vor Ort, lassen Sie sich auch die anderen Museen auf der Spreeinsel nicht entgehen: Die Alte Nationalgalerie versammelt als eine der bedeutendsten deutschen Sammlungen der Kunst des 19. Jahrhunderts, darunter Meisterwerke von Claude Monet, Auguste Renoir oder Auguste Rodin. Eines der Highlights: Caspar David Friedrichs "Der Mönch am Meer" (1808-1810), ein anderes: Sabine Lepsius’ „Selbstbildnis" (1885).

Und Sie haben die schönste Frau der Welt noch nicht gesehen? Zumindest die schönste Büste einer Frau? Im Neuen Museum logiert die berühmte Nofretete als einziges Objekt im Nordkuppelsaal in einer hohen Vitrine. Zum Bauensemble der Museumsinsel, Unesco-Weltkulturerbe, zählt auch das Bode-Museum mit seiner Münz- und Skulpturensammlung.


Das größte schwimmende Museum

Rostock: Schifffahrtsmuseum Rostock: Schifffahrtsmuseum ©Schifffahrtsmuseum Rostock (Erik Gross)

Nördlich von Berlin liegt an der Ostsee Rostock, eine der wichtigsten Hafenstädte Deutschlands. Dort vertäut: die 160 Meter lange „Dresden“, ein Frachtschiff aus DDR-Produktion. Heute ist es Deutschlands größtes schwimmendes Museum. Dokumentiert wird die Entwicklung des Schiffbaus – vom slawischen Einbaum bis zur computergesteuerten Fertigung moderner Großwerften, Zutritt zu Brücke und Maschinenraum inklusive. Unter anderem anhand von Gemälden bereitet auch das Internationale Maritime Museum Hamburg die Seefahrtsgeschichte im "Kaispeicher B“ auf. Modellbaufans werden angesichts von 50.000 Miniaturen vom Küstenmotor- bis zum Kreuzfahrtschiff begeistert sein.


Alte Meister in Dresden, Picasso in Köln

Dresden: Zwinger und Wallpavillon in der Dämmerung Dresden: Zwinger und Wallpavillon in der Dämmerung ©Lookphotos (Wolfgang Ehn)

Apropos Dresden – auch Sachsens Landeshauptstadt ist für Kulturreisende ein Hotspot. Allein der Alten Meister wegen, die im Zwinger, einem barocken Gebäudekomplex, beheimatet sind. Auch diese Sammlung von 300 Gemälden aus dem 15. bis 18. Jahrhundert gilt als eine der bedeutendsten ihrer Art. Mit Nachdruck belegt dies etwa die „Sixtinische Madonna“ von Raffael, eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance.

Vielen anderen Kunstmuseen eilt der gute Ruf Kulturreisenden aus aller Welt entgegen: Die drei Pinakotheken in München beherbergen unzählige Werke von der Renaissance bis zur Moderne. Das Städel am Museumsufer in Frankfurt am Main setzt im späten Mittelalter an. Eindringliche Ölgemälde von Albrecht Dürer und Hieronymus Bosch bekommen Sie dort ebenso zu Gesicht wie Tausende Fotografien oder Werke Gerhard Richters, der zu den teuersten lebenden Künstlern zählt. Kölns Museum Ludwig behütet die größte Sammlung amerikanischer Pop-Art außerhalb der USA und obendrein die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt.


Bier und Brot im Museum

Ulm: Museum Brot und Kunst - Forum Welternährung Ulm: Museum Brot und Kunst - Forum Welternährung ©Museum Brot und Kunst (Bernhard Friese, Pforzheim)

Andere Museen haben sich thematisch spezialisiert und erzählen doch ganze Kulturgeschichten: Im Kölner Schokoladenmuseum dürfen Sie an einem Schokobrunnen kosten, zentral sind auch die historischen Ursprünge der Kakaobohne, die schon als Aphrodisiakum und Opfergabe diente. Der Deutschen Liebe zum Brot, aber auch den kulturhistorischen Wurzeln von Ernährung und Konsum widmet sich das Brotmuseum in Ulm, der Geschichte von Bier und Brauerei das Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum – eines von vielen im Land der Biervielfalt. In Berlin tauchen Sie im Computerspiele-Museum in 60 Jahre Entwicklungsgeschichte der Games ein, und es darf gezockt werden: zum Beispiel Nimrod, das allererste Computerspiel von 1951. Allein 30 Spielzeugmuseen gibt es zwischen Rhein und Oder, eines der bekanntesten darunter in Nürnberg. Die fränkische Stadt Nürnberg bereitet auch Deutschlands düsterste Geschichte auf. Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände setzt sich mit der nationalsozialistischer Gewaltherrschaft auseinander. Auf dem weitläufigen Areal hielten die Nationalsozialisten von 1932 bis 1938 ihre Parteitage ab. Das waren inszenierte Propagandaschauen vor monumentaler Architektur. Bei Führungen sehen Sie die gigantische Zeppelintribüne oder die unvollendete Kongresshalle.


Deutsche Geschichte ab 1945

Bremerhaven: Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven: Deutsches Auswandererhaus ©Deutsches Auswandererhaus (Werner Huthmacher)

Mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt die Zeitreise im Haus der Geschichte in Bonn, der Hauptstadt Westdeutschlands bis 1990: Die Dauerausstellung "Unsere Geschichte – Deutschland seit 1945“ geht Fragen nach wie "Welche Beziehungen pflegten BRD und DDR?“ oder „Wie kam es zum Kalten Krieg?“ Anhand von Originalexponaten wie dem Mercedes von Bundeskanzler Konrad Adenauer wird die Geschichte von der deutschen Teilung über die Wiedervereinigung bis in die Gegenwart nachgezeichnet.

Wiederrum 300 Jahre zurück reichen die Geschichten, die Sie im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven nacherleben können. Statt einer Eintritts- gibt es eine Bordkarte. Damit durchläuft man anhand von realen Familienschicksalen die deutsche Migrationsgeschichte – ausgehend von der Wartehalle im Auswandererhafen an historischem Originalschauplatz, von der aus 7,2 Millionen in die Neue Welt aufbrachen.


Der erste Computer im Technikmuseum

München: Deutsches Museum auf der Museumsinsel München: Deutsches Museum auf der Museumsinsel ©Deutsches Museum (Deutsches Museum)

Und natürlich wäre die deutsche Museumslandschaft unvollständig ohne ihre Natur- und Technikmuseen von Weltrang. Im Deutschen Museum München entdecken Sie den Nachbau des Z3, jenes schrankwandgroßen ersten programmierbaren Digitalrechners des Berliner Erfinders Konrad Zuse oder das erste deutsche Militär-U-Boot von 1906. Im Ableger des Münchner Stammhauses, dem Deutschen Museum Bonn erleben Sie die Geschichte des „Teilchenfängers“ Wolfgang Paul. Für die Entwicklung einer Apparatur zum Speichern von Teilchen, der „Paul-Falle“, erhielt der deutsche Physiker 1989 den Physik-Nobelpreis.

Und was wäre die Industrialisierung in Deutschland ohne Stahl, Kohle und die Automobilindustrie gewesen? Im Herzen des „Kohlenpott“ genannten Ruhrgebietes wartet in Bochum das größte Bergbaumuseum der Welt samt Besucherbergwerk, in den Autostädten Wolfsburg, München und Stuttgart die Werksmuseen von Volkswagen, BMW, Mercedes und Porsche. Geben Sie also Gas – Deutschlands Museen erwarten Sie.