Deutschland hat eine (Wein)Königin!

Jedes Jahr wird in Deutschland eine Weinkönigin mit zwei Prinzessinnen gewählt. Sie repräsentieren die dreizehn Weinanbaugebiete in der ganzen Welt. Eine spannende Zeit für das Trio! Seit dem Jahr 2022 sind übrigens auch Männer zur Kandidatur als Weinkönig und Weinprinz zugelassen. Wir wollten gerne mehr erfahren und haben Sina Erdrich, Deutsche Weinkönigin 2021/2022, ein paar Fragen gestellt.

Deutschland hat 13 Anbaugebiete - eines schöner als das andere. Welchen Tipp haben Sie für Reisende, sich dem Thema deutsche Weinlandschaften zu nähern. Wo soll man denn da beginnen?

Wunderschöne Landschaften und herzliche, gastfreundliche Winzer trifft man in allen Anbaugebieten. Ich würde mich zu Beginn ein wenig von meinem Geschmack leiten lassen. Ist man zum Beispiel Spätburgunder-Liebhaber sollte man das Ahrtal besuchen. Als Silvaner-Fan würde es zunächst nach Franken gehen, mag man würzige und körperreiche Weine wäre es Baden. Leichtigkeit und viel Aroma findet man in den Weinen von Sachsen oder Saale-Unstrut. Wenn es Riesling sein soll, muss man sich unter einer größeren Auswahl an wunderbaren Anbaugebieten entscheiden.

Horrweiler: Weinberg im Sonnenlicht in Rheinhessen bei Horrweiler ©Adobe Stock (riebevonsehl)

Riesling ist über die Grenzen hinaus als der deutsche Weißwein bekannt. Aber die Vielfalt ist soooo groß. Gibt es überhaupt DEN einen typischen Riesling?

Was deutsche Weine so besonders macht ist das Cool Climate. Im Herbst haben wir warme Tage, die Trauben können weiterhin an Zucker, Aroma und Extrakt zulegen. Gleichzeitig haben wir aber kühle Nächte und das ist der entscheidende Punkt. Säure geht uns vor allem verloren, wenn es nachts zu warm ist. Für einen frischen, aromatischen Weißwein brauchen wir ein ausgeglichenes Süße-Säure-Spiel und deshalb sind die warmen Tage aber gleichzeitig kühlen Nächte so perfekt. Riesling liebt diese Voraussetzungen und gedeiht darunter wie die Königin unter den deutschen Weißweinen. Er ist auch deshalb so interessant, weil im Riesling deutliche Unterschiede zu schmecken sind, je nachdem auf welchem Boden er gewachsen ist. Riesling vom Gneis hat Noten von Kräutern, Riesling vom Schiefer schmeckt mineralisch und manchmal rauchig, Riesling vom Granit duftet nach Pfirsich und grünem Apfel. Es gibt also nicht den einen Riesling, aber was sie alle vereint ist eine besondere Säurestruktur und der Hang zur Mineralik.

Weinregion Baden: Der Kaiserstuhl ©Deutsches Weininstitut GmbH

Mit welchem Wein - wenn er ein Mensch wäre - würden Sie gerne einmal ausgehen und warum?

Definitiv Spätburgunder! Spätburgunder ist unglaublich vielseitig und hätte so viel zu erzählen. Aus dieser Traube entstehen leichte Rotweine, schwere Rotweine, Roséweine, weiß gekelterte Rotweine, Sekte in Weiß, Rot und Rosé und immer begeistern sie! Spätburgunder hat eine wunderschöne Fruchtigkeit und glänzt dabei mit Eleganz. Er sagt nur das, was er zu sagen hat und muss nicht mit einer unendlichen Fülle an intensiven Aromen im Glas stehen, um zu überzeugen.

Stuttgart: Weinreben der Stuttgarter Steillagen ©DZT (Leungmo)

Auf welche Aktivitäten können sich die Gäste in den Weinregionen freuen?

Urlaub in unseren deutschen Weinbauregionen ist einzigartig, weil die herzlichen Menschen und traumhaften Landschaften einfach überzeugen! Generell sollte man auf jeden Fall einmal auf einem Weingut übernachten. Man lernt den Wein und das Weinmachen somit auf eine ganz andere Art kennen und es ist immer eine Freude mit den Menschen sprechen zu können, die hinter dem Wein stehen. Natürlich lässt es sich wunderbar wandern, zum Beispiel zu den schönsten Weinsichten in jedem Anbaugebiet oder auf den überall zu findenden, wunderschönen Wanderwegen durch die Weinberge. Die Regionen können auch bestens auf dem Fahrrad erkundet werden. Für etwas gemütlichere Urlauber gibt es fast überall einen Winzer, der seine Gäste auf einem Planwagen oder mit dem VW-Bulli durch seine Weinberge fährt und die Weinprobe dann mitten in der Natur stattfinden lässt. Abends kann man es sich in ausgezeichneten Restaurants aber auch traditionellen Straußen- oder Besenwirtschaften gut gehen lassen, denn wo es Wein gibt, wird Genuss großgeschrieben und deshalb spielt die Kulinarik auch überall eine große Rolle. Kultur wird auf den zahlreichen kleinen und großen Weinfesten erlebbar gemacht, die man unbedingt besuchen sollte. Näher ran kommt man dann eigentlich nur noch, wenn man mal einen Tag bei der Lese mithilft – ein wunderbares Erlebnis gemeinsam im Weinberg zu stehen, zu singen, zu plaudern, hin und wieder ein Träubchen zu naschen und später gemeinsam im Weinberg beim Vesper zu sitzen!