Welterbestätten und Biosphärenreservate zeichnet die UNESCO schon lange aus, seit 2015 auch Landschaften von internationaler geowissenschaftlicher Bedeutung und besonderer Schönheit. Und da der steinerne Untergrund in Deutschland so vielfältig ist wie in kaum einem anderen Land Europas, erhielten gleich acht Vertreter den Ritterschlag als UNESCO Global Geopark – jeder mit einem anderen Schwerpunkt, von vulkanischen Maaren bis zu Gletscherüberformungen …

Geopark Schwäbische Alb: Bilderbuchlandschaft mit Tiefgang

Hayingen: Frau besichtigt die Wasserhöhle Wimsener Höhle in einem Boot Hayingen: Frau besichtigt die Wasserhöhle Wimsener Höhle in einem Boot ©DZT (Florian Trykowski)

Was ergibt Kalkstein plus Wasser plus viel Zeit? Im Südwesten Deutschlands lautet die Antwort: eine faszinierende Karstlandschaft mit felsgesäumten Tälern, türkisblauen Quelltöpfen und 2.800 dokumentierten Höhlen! Die Schwäbische Alb ist gar die höhlenreichste Landschaft Deutschlands, wobei ein Dutzend auch für Besucher zugänglich ist. Für allgemeines Staunen sorgen auch weltbekannte Fossilien aus dem Jurameer sowie Vulkane und erloschene Meteorkrater.


Geopark Thüringer Inselsberg – Drei Gleichen: Unvergleichliche Einblicke in Pangäa

Turm auf dem Thüringer Inselberg mit Picknickbänken im Vordergrund und einem farbenprächtigen Sonnenuntergang. Aussichtsturm auf dem Großen Inselsberg ©Lookphotos (Markus Ixmeier)

Es gibt einen Grund für die enorme Vielfalt an Gesteinen und Fossilien, die in der Mittelgebirgslandschaft des Thüringer Waldes, speziell in der Inselsberg-Region, wie auch im eher hügeligen Drei-Gleichen-Gebiet gefunden wurden: die Lage an der „Schweißnaht“ der einstigen Landmassen Old Red und Gondwana, die schließlich den erdumspannenden Urkontinent Pangäa bildeten. Wie nirgendwo sonst lassen sich hier dessen Entstehung im Karbon sowie dessen Zerfall im Jura nachvollziehen.


Geopark Muskauer Faltenbogen - Łuk Mużakowa: Eiszeitliches Moränen-Amphitheater

Rakotzbrücke in Kromlau, die sich über einem ruhigen See spiegelt, umgeben von dichtem Wald. Gablenz: Rakotzbrücke im Rhododendronpark in Kromlau ©Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen GmbH (Anita Demianowicz)

Als Mitteleuropa vor 350.000 Jahren unter mächtigem Eis lag, stach im heutigen Länderdreieck Brandenburg-Sachsen-Polen eine Eiszunge hervor. Klein, aber oho, denn der Gletscher „zerdrückte“ den Untergrund förmlich und türmte Erdmassen vor sich auf – ein gigantischer hufeisenförmiger Gletscherabdruck. Einen Eindruck vom eiszeitlichen Formenreichtum ermöglichen heutzutage zahlreiche Themen(rad)wege, die sich durch Wälder und Moore und entlang farbenreicher Seen und Findlinge ziehen.


Geopark Harz -Braunschweiger Land - Ostfalen: Geologische Schatzkammer

Blick über die Felsen des Harzgebirges bei Sonnenuntergang mit Wald und weitem Horizont im Hintergrund. Harz: Ausblick über den Harz mit Gestein und Wald bei Sonnenuntergang ©TMN (Markus Tiemann)

Bei 9.600 Quadratkilometern bedarf es eines guten Überblicks. Neben Dutzenden Infozentren und Infostellen bietet den im wahrsten Sinne der 1.141 Meter hohe Brocken. Nicht minder erhellend sind Ausflüge in Erlebnissteinbrüche sowie in Schauhöhlen und Besucherbergwerke wie das UNESCO-Welterbe Rammelsberg. Ein Gespür für 450 Millionen Jahre Erdgeschichte, von tropischen Sümpfen bis zur Kohle, vermitteln auch zahlreiche Erlebnispfade, Findlingsgärten und prähistorische Funde, allen voran die Schöninger Speere.


Natur und Geopark Vulkaneifel: Echte Kraterstimmung!

Luftbild des Dauner Maars in der Vulkaneifel Luftbild des Dauner Maars in der Vulkaneifel ©AdobeStock (RalfenByte)

Der über Jahrmillionen währende Konflikt der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde bescherte dem von der belgischen Grenze bis zur Mosel reichenden Teil des Rheinischen Schiefergebirges zahlreiche Vulkankegel, Mineralwasserquellen und eine große Dichte an Naturphänomenen. Allen voran die Maare, Mulden vulkanischen Ursprungs, von denen noch heute ein Dutzend mit Wasser gefüllt ist, und die Vulkaneifel zum „klassischen“ Maargebiet schlechthin machen. Und zwar weltweit.


Geopark Ries: Meteoritenkrater mit Übergröße

Luftaufnahme des Geoparks Ries mit grünen Feldern und kleinen Dörfern unter blauem Himmel. Luftaufnahme des Geopark Ries ©Adobe Stock (ARochau)

Mit 24 Kilometern Durchmesser liegt der zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb befindliche Einschlagkrater im Europa-Ranking weit oben. Aber es ist nicht nur die Größe, die das Nördlinger Ries so besonders macht, sondern auch der Fakt, dass das flache, weitgehend unbewaldete Kraterbecken mit seinem bis zu 150 Meter hohen Kraterrand äußerst gut sichtbar und obendrein dicht besiedelt ist. Und damit sind beileibe nicht nur die Schafe auf den Trockenrasen- und Wacholderheideflächen gemeint …


Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald: Fossilien und fantastische Felsen

Gut erhaltene Fossilie in der UNESCO-Welterbestätte Grube Messel Gut erhaltene Fossilie in der UNESCO-Welterbestätte Grube Messel ©Lookphotos (robertharding)

Wie vermittelt man 500 Millionen Jahre bewegte Erdgeschichte? Unter anderem mit 20 Infozentren und umweltpädagogischen Stationen sowie einer Reihe von Geo-Erlebnispfaden, die auf naturräumliche Besonderheiten hinweisen. Und da gibt es einige! Die Palette reicht von den Rhein-Altmäandern und dem Felsenmeer im Lautertal über das UNESCO-Welterbe Grube Messel und seine Top-Fossilien sowie den Odenwald samt mächtiger Granit- und Sandsteinformationen bis hin zu den Höhlen und Dolinen des Baulands.


Natur- und Geopark TERRA.vita: 300 Millionen Jahre Erdgeschichte

„Aller Ursprung aus der Erde“, so die Bedeutung von TERRA.vita. Passt gut, denn in den Nordwestausläufern der deutschen Mittelgebirge sind die vergangenen 300 Millionen Jahre so lückenlos dokumentiert wie an kaum einem anderen Ort. Zwischen Mooren, bewaldeten Höhenzügen, Flusslandschaften und Endmoränen finden sich Steinkohlewälder, Dinosaurierfährten und Eiszeitfindlinge. Neben (mehrtägigen) Wanderwegen locken zudem Baumwipfelpfade, Bergwerke und geschichtliche Museen.