Überblick über die Marktanalysen der DZT
In diesen Tagen können sich die Menschen in verschiedenen deutschen Bundesländern über vorsichtige Lockerungen im Lockdown freuen, das öffentliche Leben kehrt zumindest in Teilen wieder zurück.
Schwieriger bleibt die Lage für die Reiseindustrie. Wann Hotels wieder zu touristischen Zwecken gebucht werden dürfen, ist ebenso noch offen, wie eine deutliche Belebung der Gastronomie. Touristisch relevante kulturelle Veranstaltungen wie die beliebten Open Air-Festivals im Sommer, die Bayreuther Festspiele oder die Passionsspiele Oberammergau finden nicht statt, große Volksfeste wie das Münchner Oktoberfest legen 2020 eine Zwangspause ein.
Damit fehlen dem Incoming-Tourismus in den kommenden Monaten wichtige Impulsgeber. Zur Verdeutlichung: Allein in den übernachtungsstarken Monaten Mai, Juni, Juli, und August würden auf Vorjahresbasis 28,1 Mio. Übernachtungen aus Europa entfallen. Ein kompletter Ausfall der Sommersaison 2020 würde einen Umsatzverlust von 16,4 Milliarden Euro und einen Verlust von 42,2 % des Gesamtübernachtungsvolumens aus Europa bedeuten.
In meinem heutigen Beitrag möchte ich mit Ihnen einen ganz kompakten Überblick über einige der verschiedenen Marktanalysen teilen. Auf Basis vieler Studien bauen wir unsere Erwartungen für die kommenden Monate auf, richten die Neuplanung und Feinjustierung unserer Marketingplanungen aus und bieten nicht zuletzt Ihnen, unseren Partnern, Entscheidungshilfen für Ihre Marketingaktivitäten an.
Diese Einschätzung haben wir diese Woche in einer Videokonferenz mit allen Landesmarketingorganisationen präsentiert. Die entsprechenden Charts finden Sie hier(PDF, 8,59 MB).
Ist-Analysen – die Kraft des Faktischen
Fester Bestandteil unserer Marktbetrachtung sind die Ist-Analysen.
Nach Angaben des Flugbuchungsexperten ForwardKeys lagen die Ankünfte von Fernflügen in Europa im ersten Quartal um 36,4 % unter denen des Vorjahreszeitraumes. Das Minus für die Vorausbuchungen von Interkontinentalflügen nach Deutschland in den Monaten April bis September beträgt per 15. April 71,5 %.
Nach einer Umfrage von TripAdvisor in fünf verschiedenen Ländern haben seit Beginn der Corona-Krise 61 % ihre Reiseplanung geändert, lediglich 17 % hatten ihre Reise storniert. Grundsätzlich wollen 89 % der Befragten wieder international verreisen, davon 24 % in einem Zeitfenster ein bis zwei Monate nach Ende der Pandemie, 48 % möchten ihre Reise nach 3 bis 6 Monaten antreten.
Erfahrung und Marktexpertise – fundierte Zukunftsszenarien
Dieses Modell bestätigen die Vorhersagen internationaler Organisationen und Marktbeobachter. So hat die Welttourismusorganisation UNWTO ihre ursprüngliche Prognose von plus 3 bis 4 % für das laufende Jahr bereits im März auf minus 20 bis 30 % korrigiert.
Laut World Travel Monitor von IPK International vom März werden 2020 insgesamt 20 % weniger Reisen unternommen. Dabei sind alle Kontinente gleich betroffen.
Das Kompetenzzentrum Tourismus des BMWi sieht in seinen Recovery Check #1 vier Phasen: Shutdown, Lockerung, Belebung und Normalisierung. Das realistische Szenario geht von einer Lockerungsphase ab Mitte Mai mit etwa 35 % der Vorjahresumsätze bis Ende September aus.
Oxford Economics und seine Experten von Tourism Economics extrahieren aus verschiedenen ökonomischen Eckdaten die Entwicklung der internationalen Ankünfte. Demnach würde das Incoming Europas 2020 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um etwa 39 % sinken, die Rückgänge bei den Ankünften aus den USA und China würden mit – 45 % bzw. – 50 % am stärksten ausfallen. Bei Oxford Economics haben wir auch eine Analyse zu den wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Deutschland-Incoming in Auftrag gegeben.
Die DZT ist weiter unterwegs – unser Ziel: #SeeYouSoonBackInGermany
Natürlich münden all diese Szenarien in konkrete Marketingaktivitäten. Sie kennen unsere Empathie-Kampagne #DiscoverGermanyFromHome, mit der wir seit 16. März live sind. Mit Bucket-Lists, Umfragen, inspirierenden Bildern und einer Microsite. Sie bündelt virtuelle Erlebnisse, digitale Angebote, Spotify-Playlisten, eine interaktive Karte, Quiz und Kochrezepte – kurz: Alles, was Lust auf das Reiseland Deutschland macht. Die Reichweite und Engagement-Raten sind außerordentlich hoch.
Damit legen wir heute schon die Grundlage für unser Verständnis von ‚next normal‘.
Wir hoffen auf eine sukzessive Markteröffnung, möglicherweise im ersten Schritt auf eine bilaterale Lösung. Vorausgesetzt die internationalen Reisewarnungen werden aufgehoben und eine differenzierte Betrachtung von Risiken und Gefahren in den jeweiligen Quellmärkten ist erfolgt. Und es müssen Quarantäneauflagen und das Verbot von touristischen Übernachtungen in allen 16 Bundesländern aufgehoben sein. Ebenso ist Voraussetzung, dass Fluggesellschaften, Hotels, Freizeiteinrichtungen etc. über einen gemeinsamen „code of contact“ bezüglich Hygiene und Sicherheitskonzepten verfügen.
In der Krise entstehen auch viele Solidaritätsmaßnahmen und innovative Ideen.
Um nur einen interessanten Ansatz zu erwähnen: Zum Beispiel hat Sebastian Worel mit bookingkit(PDF, 1,78 MB) ein Wiedereröffnungskonzept für Anbieter von Attraktionen und Freizeitparks, Museen etc. entwickelt: Von den aktuellen Herausforderungen der Wiedereröffnung, der optimalen Vorbereitung der Einlassverwaltung, bis zur Organisation von Hygiene-Maßnahmen.
Zahlreiche andere Initiativen belegen unternehmerisches Handeln und die Innovationsfähigkeit im Deutschland-Tourismus. Anregungen nehme ich gerne auf.
Aktuell hat der DTV ein Perspektivpapier für einen bundesweit einheitlichen Neustart des Deutschland-Tourismus vorgelegt.
Soviel für diese Woche an dieser Stelle.
Bleiben Sie optimistisch und gesund!
Ich freue mich darauf, wenn wir gemeinsam in Zukunft wieder zahlreiche internationale Gäste in Deutschland willkommen heißen können!
Ihre Petra Hedorfer